Warum Lehmputz gegen Schimmelbefall hilft!

Warum Lehmputz gegen Schimmelbefall hilft!

Schimmelbefall in der Wohnung verursacht immer ein Schaudern und Unwohlsein. Da von Schimmelpilzen eine gesundheitliche Gefährdung ausgeht, sollte man alles versuchen, um ihre Entstehung zu vermeiden. Da ich auf meiner Internetseite ausführlich die Ursachen der Schimmelpilzbildung beschreibe, möchte ich nicht alles hier noch einmal erklären.

Wer sich für mehr Details interessiert, findet diese weiteren Informationen hier auf der Webseite.


Aber auf ein paar Punkte muss ich noch einmal eingehen, um zu erklären, warum man mit Lehm in der Wohnung die Schimmelgefahr verkleinert.

Damit es bei Ihnen idealerweise gar nicht erst zu einer solchen Situation kommt:

Schimmelbefall in der Wohnung kann mit den richtigen Materialien vermieden werden.


Eine häufige Ursache für die Bildung von Schimmelpilzen in Wohnräumen ist Feuchtigkeit, die an Decken- und Wandoberflächen kondensiert. Diese Feuchtigkeit entsteht z. B. beim Kochen oder Putzen und wird zuerst von der Raumluft aufgenommen. Je höher die Lufttemperatur, desto mehr Wasserdampf kann sie aufnehmen.

Und je mehr Feuchtigkeit in der Luft enthalten ist, desto mehr kann auch an kalten Wandstellen ausfallen bzw. kondensieren.

Ich versuche das mal konkret an einer Beispielrechnung zu erläutern:

Nehmen wir an, die Raumluft hätte eine Temperatur von 20 Grad Celsius.
Dann könnte Sie bei einer relativen Luftfeuchte von 100% 17,4 Gramm Wasser pro Kubikmeter aufnehmen.

Gehen wir weiter davon aus, wir hätten keine 100% Luftfeuchte sondern nur 60%, dann würde die Luft 10,44 Gramm Wasser pro Kubikmeter enthalten.
Umgerechnet in Liter enthält 1 Kubikmeter Luft somit ca. 10 Milliliter Wasser.

Nehmen wir weiter an, dieser Kubikmeter Luft träfe jetzt auf eine Wand, die eine Temperatur von 0 Grad Celsius hat (was natürlich nicht realistisch ist, aber sehr anschaulich).

Jetzt käme es zur Kondensation. Warum? Ganz einfach.
Bei 0 Grad kann die Luft nur noch 4,2 Gramm Wasser pro Kubikmeter halten.
Jetzt trifft die warme Luft auf die kalte Wand und kühlt ab.
Nehmen wir an auf 0 Grad. Dann würde die Differenz von 10,44 Gramm zu den 4,2 Gramm, in unserem Fall 6,20 Gramm nicht mehr von der Luft getragen werden können und würde als Wasser auf der Wandoberfläche ausfallen.

Noch einmal, das Beispiel ist nicht ganz realistisch, aber so ist der Ablauf.

Das ausgefallene Wasser würde nun von der Wandoberfläche aufgenommen. Jetzt reichen die 6,2 Gramm noch nicht aus, um direkt Schimmel zu verursachen. Doch dieser Prozeß läuft ja andauernd, solange die Oberflächentemperatur so niedrig ist und / oder die Luftfeuchte so hoch.


Wenn jetzt kurze Zeit später gelüftet wird und die Luftfeuchte wieder sinkt, könnte die Feuchtigkeit von der Wand wieder an die Raumluft abgegeben werden.

Leider wird aber nicht ausreichend gelüftet. Und so kondensiert immer mehr Feuchtigkeit an der kalten Stelle und der Bereich wird immer feuchter.

Jetzt ist an der Wand vielleicht auch noch eine Rauhfaser, die mit einer günstigen Dispersionsfarbe gestrichen wurde. Die günstige Dispersionsfarbe enthält viele günstige organische Füllstoffe als Ersatz für ein hochwertiges Pigment. Und diese Füllstoffe saugen jetzt schön die ganze Feuchtigkeit auf. Und genau jetzt schwebt eine Schimmelpilzspore vorbei und fällt auf diese feuchte organische Dispersionsfarbe.


Soll ich Ihnen sagen, wie sich diese Schimmelspore fühlt?

Wie All-Inclusiv im 5 Sterne Hotel. Die will nicht mehr weg. Sie nistet sich ein und vermehrt sich, bis Sie die ersten schwarzen Flecken sehen.

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Noch einmal als kurze Zusammenfassung: zu viel Wasser auf einem organischen Untergrund führt zu Schimmelbildung!

Jetzt kommen wir zum Lehm und warum er uns bei der Verhinderung von Schimmelfällen helfen kann. Vielleicht stutzen Sie ja jetzt. Habe ich nicht gerade noch gesagt, Wasser auf einem organischen Untergrund führt zu Schimmelbildung? Ist Lehm nicht auch organisch?

Ja, Schimmel ist organisch. Und ja, auf Lehm kann auch gut Schimmel entstehen.

Trotzdem kann er verhindern, dass es in einem Raum schimmelt.

Für alle, die sich noch nicht mit Lehm als Baustoff beschäftigt haben, eine kurze Erläuterung seiner Fähigkeiten:

Lehmputz besitzt ein großes Porenvolumen. Das heißt, in ihm sind lauter ganz feine Kanäle und kleine Hohlräume. Und an den Flächen dieser Kanäle und Hohlräume kann sich überall Feuchtigkeit anlagern. Es gibt kaum einen anderen Baustoff, der so eine Porosität aufweist. In Versuchen hat man festgestellt, dass er in 12 Stunden ca. 70 Gramm Luftfeuchte pro Quadratmeter aufnimmt. Ein Kalkputz nahm in der gleichen Zeit nur 23 Gramm und ein Maschinengipsputz sogar nur 10 Gramm auf. Alle Putze hatten die gleiche Schichtstärke von 20 mm.

Jetzt kommt noch hinzu, dass er die Luftfeuchtigkeit nicht nur schnell und in großer Menge aufnimmt, sondern er gibt sie auch schnell wieder ab. Diese Eigenschaft ist wichtig.

Um bei unserem Rechenbeispiel von vorhin zu bleiben, nehmen wir noch einmal folgende Situation:

Wir haben eine Küche mit einer Grundfläche von 12 m² und einer Raumhöhe von 2,50 m. Dieser Raum hat mit Küchenzeile ein Volumen von ca. 25 Kubikmeter.

Nehmen wir weiter an, eine lange Wand von 4,00 m wäre komplett Küchenzeile und Fliesenspiegel, dann kämen wir auf eine Wandfläche von ca. 22 Quadratmeter.

Wir nehmen wieder eine Lufttemperatur von 20 Grad Celsius, aber diesmal eine Luftfeuchtigkeit von 50% an. Dann befinden sich ca. 217 Gramm Wasserdampf in der gesamten Raumluft. Das sind umgerechnet in Liter ca. 0,21 ltr.

Nehmen wir jetzt an, die Küche wäre nur mit einem Maschinen-Gipsputz verputzt.

Wir erinnern uns: Ein Maschinen-Gipsputz, heute Standard in jeden Neubau, kann nach dem beschriebenen Versuch 10 Gramm Luftfeuchtigkeit pro Quadratmeter aufnehmen.

Wir hatten vorhin 22 m2 ermittelt, d. h. der Gipsputz kann ca. 220 gr. Luftfeuchtigkeit aufnehmen.

Wenn man nun die 217 gr. Luftfeuchtigkeit annimmt, die der Raum enthält, dann dürften nur noch 3 gr. dazu kommen, bevor der Gipsputz komplett mit Wasserdampf gefüllt wäre.

Jetzt wird es noch problematischer.

Denn wer hat einen unbehandelten Gipsputz in seiner Küche?

Ich habe noch keinen erlebt.

Heute kommt zusätzlich noch ein Malervlies darauf, am Besten mit einem Kunststoff-Kleber angeklebt und mit einer pflegeleichten Kunststoff-Dispersionsfarbe gestrichen. Wer jetzt noch glaubt, der Gipsputz nimmt 10 gr. Luftfeuchtigkeit pro Quadratmeter auf, der irrt.

Wenn wir jetzt noch annehmen, Sie fangen an zu kochen und die Luftfeuchtigkeit steigt von 50 auf 65%, dann reden wir nicht mehr über 217 gr. in der gesamten Raumluft, sondern von 282,7 Gramm.

Nehmen wir nun an, Sie hätten keinen Maschinen-Gipsputz sondern einen Lehmputz, dann könnte dieser bei gleichen Bedingungen 1.584 gr. Luftfeuchtigkeit aufnehmen, sprich 1,58 kg oder umgerechnet in Wasser ganze 1,58 Liter.

Also nimmt der Lehmputz fast 7 mal mehr auf, als der Gipsputz.

Auch die Erhöhung der Luftfeuchtigkeit auf 65% wäre für den Lehmputz kein Problem.


Jetzt ist es aber so, dass die Luftfeuchtigkeit gar nicht so hoch würde, weil die Feuchtigkeit ja vom Lehmputz aufgenommen würde. Wenn Sie jetzt irgendwo eine kalte Stelle hätten, würde dort nicht die gleiche Menge Feuchtigkeit kondensieren, wie bei einem Gipsputz.

Und der Lehmputz sieht häufig ganz nebenher um einiges attraktiver aus.

Er ist auch haptisch um einiges ansprechender, da durch Zuschläge zum Material und eine spezifische Spachteltechnik eine weitaus angenehmere Oberflächenstruktur entsteht.


Ein weiteres gutes Beispiel ist die Geschichte vom beschlagenen Badezimmerspiegel.

Immer wieder erzählen Menschen in Internetforen, dass sie keinen beschlagenen Spiegel mehr haben, seit sie im Badezimmer Lehm haben. Hier sieht man sehr schön den Effekt.

Die Luftfeuchtigkeit kommt trotz duschen nicht in einen Bereich, dass sie an dem kälteren Glas des Spiegels kondensiert. Der ganze Lehm im Raum speichert die Feuchtigkeit.

An diesen Beispielen sieht man ganz gut, wie gut der Lehm Kondensation an kalten Stellen im Raum verhindert oder minimiert. Und wo kein Kondenswasser ausfällt, kann es auch nicht schimmeln.


Die Porosität des Lehms hat aber noch einen weiteren Effekt. Da das Wasser wie ein Schwamm aufgesogen wird, saugen die nicht mit Wasser gefüllten Poren im Lehmputz das Wasser immer weiter und verteilen es so schnell auf eine größere Fläche. So kommt es nicht zu einer partiellen Auffeuchtung, die ausreichen würde, damit Schimmel entsteht.

Natürlich würde der Lehm irgendwann auch anfangen zu schimmeln. Wenn man jetzt tagelang nicht mehr lüften würde, dann wäre die Menge Wasser irgendwann so hoch, dass sich Schimmel bildet.


Aber in der Regel wird ja gelüftet.


Auch wenn das Beispiel etwas sehr theoretisch ist, und Aspekte wie zwischenzeitliches lüften, eine Dunstabzugshaube oder der Luftaustausch zu angrenzenden Räumen nicht berücksichtigt wurde, sieht man, welche Wirkung die Wahl des richtigen oder falschen Baustoffes bewirken kann. Es gibt ja viele Gebäude mit einem Gipsputz, bei denen nie Schimmel entsteht. Aber bei entsprechenden Umständen halt schneller als bei einem Lehmputz.

Wir hatten in den 20 Jahren, in denen wir mit Lehmputzen arbeiten, noch keine großen Probleme. Wir haben Wohnungen, in denen es mehrere leichte Schimmelbelastungen gab, über diesen Weg schimmelfrei bekommen. Hier ist die Aufklärung und das Mitwirken der Bewohner allerdings sehr wichtig.

Wo ich besser keinen Lehmputz einsetzen würde, wäre im Keller eines Altbaus. Hier muss man immer von einer ständigen Feuchtebelastung ausgehen. Und diese Menge Feuchtigkeit kann der Lehm nicht aushalten. Hier würde es sehr schnell zu massiver Schimmelbildung kommen.

Falls Sie einen Schimmelbefall haben und jetzt darüber nachdenken, dagegen eine Lehmputz einzusetzen, sollte erst einmal Vorsicht walten lassen. Klären Sie genau ab, warum der Schimmel entstanden ist. Die Prozesse zur Schimmelentstehung sind sehr komplex und werden von unterschiedlichen Faktoren beeinflusst. Sie sollten mit einem erfahrenen Fachmann sprechen und die Situation beurteilen lassen. Bei falscher Anwendung würde sehr schnell Schimmel entstehen.

Gerne helfen wir weiter und analysieren die Gegebenheiten. Nutzen Sie unsere verschiedenen Serviceangebote.


2 Kommentare

  • Schwierige Lage, Lehmputz ist sehr anfällig für Schimmelpilz. Und ältere Gebäude haben dies öfter mal. Dann noch ein kleiner Wasserschaden und schon geht es los.
  • Hey Giacomo,

    das ist bedingt richtig was Du sagst. Für Deine Aussage müssen aber auch die richtigen Rahmenbedingungen vorliegen. Ein Fachmann sollte dies am Gebäude im Vorfeld klären und einschätzen. Liegen schon Schäden wie aufsteigende Feuchtigkeit oder andere Undichtigkeiten vor, dann kann natürlich auch ein Lehmputz nicht helfen. Er ist kein Sanierputz. Und auch richtig, wenn es dauerhaft feucht ist, würde der Lehmputz auch schnell schimmeln. Aus diesem Grund raten wir in den meisten Fällen auch von Lehm im Keller (vor allem bei Altbauten) ab. Dies sind aus meiner Sicht aber Ausnahmen. In den 20 Jahren, die wir mit Lehm arbeiten, ist dies so gut wie nie vorgekommen.

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